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Sieben junge Österreicher, zwei Deutsche und eine Ungarin unterwegs in der bayerischen Provinz – als bezahlte Mitgliedswerber für den Malteser Hilfsdienst. Was wie ein Ferienlager aussieht, ist Knochenarbeit. Jeden Morgen ins Gebiet fahren und gehen, gehen, gehen. An hunderten Hautüren klingeln, tausendfach an das soziale Herz appellieren. Der Auftrag: Möglichst viele Bürger für eine jährliche Spende zu gewinnen. Bezahlt wird nach Erfolg. Wer nichts „schreibt“, verdient kaum. Und so hat dieses Spiel Gewinner und Verlierer. Die einen geben auf – die anderen werden zu Verkaufsprofis in Sachen Nächstenliebe. Einen Sommer lang folgten die Filmemacher ihren Helden an Haustüren, Sprechanlagen und Gartenzäune. Und wurden dabei Zeugen von Siegen, Niederlagen und skurrilen Begegnungen. Sommer 2009 „Voll motiviert – auf in den neuen Tag!“, verkündet Teamchef Stefano, ein kantiger Mittzwanziger, während er den Mietwagen durchs Voralpenland steuert. Aus dem Autoradio tönt lauter Techno. Auf den Rückbänken sitzen junge Menschen mit hoffnungsfrohen, auch ein bisschen bangen Gesichtern. Das zehnköpfige Werberteam fährt hinaus ins „Gebiet“, zum ersten Mal.
Dann stehen sie vor den ersten Haustüren. Die einen zaghaft, die anderen selbstbewusst, bitten sie um eine jährliche finanzielle Unterstützung für den Malteser Hilfsdienst. Und hören die immer gleichen Absagen. Bin knapp bei Kasse, bin schon beim Roten Kreuz, das entscheidet meine Frau, unterschreibe keinen Bankeinzug. Dass Werben ein Knochenjob ist, haben sie gewusst. Auch, dass sich in den ersten drei Wochen die „Spreu vom Weizen“ trennt – wer durchhält, und wer aufgibt.
Das Team wohnt den Sommer über in einem angemieteten Bauernhof, wie im Ferienlager. Sie sind Studenten oder frisch aus der Schule. Die meisten stammen aus Österreich, eine – Bella – ist sogar aus Ost-Ungarn angereist. Zu dem Job sind sie über eine Werbeagentur gekommen, die Firma Kober.
Abends wird geübt. Einer spielt den Werber, der andere den Bürger an der Tür. Stefano und Simon, die beiden Teamchefs, sind Studenten mit mehrjähriger Werbeerfahrung. Ihre Aufgabe ist es, den Anfängern die rhetorischen und psychologischen Kniffe beizubringen, mit denen man auch hartnäckige Neinsager doch noch überzeugen kann. Vor allem aber: Motivation. Erfolg ist Kopfsache, wiederholen sie wie ein Mantra. Ihr müsst an euch glauben, dann kommen die Ergebnisse von alleine.
Manche Haustür hält skurrile und rührende Erlebnisse bereit. Die Dame mit dem Hündchen, die dem Werber unbedingt ein Trinkgeld aufdrängen will. Der Mann, der sich den kranken Fuß mit der Flex bearbeitet und wortgewaltig mit den Ärzten abrechnet. Vor allem aber: Viele einsame alte Menschen, die dankbar sind für jeden, der kommt.
Nach einer Woche wirft Sabrina das Handtuch. Zu viele zugeschlagene Türen, zu viele böse Worte. Ich hab’ kein dickes Fell, muss sie sich eingestehen. Bei den Übriggebliebenen kristallisieren sich Gewinner und Verlierer heraus. Der smarte Timon wird zum Überflieger, von allen bewundert. Sein Zimmergenosse Martin kämpft verbissen. Jeden Tag nimmt er sich vor, durchzustarten. Am Abend kommt er wieder nur mit zwei „Schrieben“ nach Hause. Wie machst du das?, fragt er Timon verzweifelt.
Simon und Stefano fangen den Frust auf. Immer freundlich und positiv. Wichtig ist, dass die Anfänger nicht zu viel grübeln und sich und andere damit herunterziehen. Also gibt es zum Nachdenken wenig Zeit. Tagsüber wird geworben, dann gemeinsam gekocht und trainiert bis spät in die Nacht. Die Woche hat sechs Tage. Am Samstag fahren alle in die Disko, ein paar Stunden Schlaf im Auto, dann gleich weiter zum Baden am See. Schnell die Zettel der vergangenen Woche sortieren, schon ist wieder Montag, und es geht wieder ins Gebiet.
Für Martin reicht es trotz aller Motivation nicht. Nach drei Wochen setzen sich die Teamchefs mit ihm hin und rechnen ihm vor, wie wenig er verdient. Als ihn die Kollegen mit Umarmungen verabschieden, sieht er fast erleichtert aus. Am Ende sind von den zehn Teammitgliedern noch fünf übrig. Sie haben sich nicht nur ein dickes Fell zugelegt, sondern vereinzelt auch harte Bandagen. In manchen Gesprächen wird der Bürger eher überfahren als überzeugt. „Lasst zu Hause den Job hinter euch“, gibt Simon den erfolgreichen Neulingen Timon und Angelika mit auf den Weg. „Bei euren Freunden könnt ihr ruhig ein bisschen nachgiebig sein. Die müsst ihr nicht alle aufschreiben.“
Die Agentur Kober gibt für ihre Werber ein großes Sommerfest. Der Chef tritt vor die jungen Leute und verkündet freudestrahlend, dass dank ihnen die Wirtschaftskrise abgesagt worden ist. Timon bekommt ein Handy geschenkt, als Anerkennung für die guten Ergebnisse. Stefanos und Simons Team wird als drittbestes des Jahres geehrt. Stefano steht der Stolz ins Gesicht geschrieben. Kein Wunder, dass er immer wieder kommt und das ganze Jahr über regelmäßig werben geht. Und so steht er in der letzten Szene des Films im Schneegestöber, verkündet entschlossen „Von nix kommt nix“, und marschiert weiter - zur nächsten Haustür.
FIRST STEPS || Wettbewerb für Abschlussfilme deutschsprachiger Filmschulen//1.8.2010
Preis in der Kategorie Dokumentarfilm
Berlinale - Internationale Filmfestspiele Berlin//2011
Teilnahme in der Kategorie Perspektive Deutsches Kino
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